Über den Zusammenhang von Kochsalz als Risikofaktor für Hypertonie und koronare Herzkrankheit wurde schon viel publiziert. Auf dem in Barcelona stattfindenden europäischen Kardiologen-Kongress (ESC) wurden nun erstmals Daten vorgestellt, die auf erhöhte Kochsalz-Zufuhr auch als Risikofaktor für die Herzinsuffizienz hinweisen. Was hat es damit auf sich?
Kochsalz-Aufnahme korreliert mit Risiko für Herzinsuffizienz
Grundlage sind die Ergebnisse einer prospektiven Follow-Up-Studie mit über 4.000 Teilnehmern, die Professor Pekka Jousilahti aus Helsinki vorstellte (https://www.escardio.org/The-ESC/Press-Office/Press-releases/high-salt-intake-associated-with-doubled-risk-of-heart-failure). Ausgewertet wurden die Daten von 4.630 zufällig ausgewählten Frauen und Männern der FINRISK-Studie, die zu Beginn 1979 zwischen 25 und 64 Jahren alt waren. Im Rahmen der Studie wurden die gesundheitsbezogenen Daten wie Körpergewicht, Blutdruck und Laborwerte sowie die elektronische Krankengeschichte über 12 Jahre erfasst. Die Bestimmung der Kochsalz-Zufuhr erfolgte über die Natrium-Messung im Urin (24-Stunden-Sammelurin), sodass keine Ernährungsprotokolle erfasst werden mussten.
Bei den 121 Studienteilnehmern, die im Laufe des Follow-Ups eine Herzinsuffizienz entwickelten, zeigte sich eine deutliche, dosisabhängige Assoziation zwischen der durchschnittlichen Kochsalz-Zufuhr und dem Risiko (Hazard Ratio) einer neu auftretenden Herzinsuffizienz:
Tägliche Kochsalz-Zufuhr (Quintile) | Risiko für Herzinsuffizienz (Harzard Ratio)* |
< 6,8g | 1 |
6,8 – 8,8 g | 1,13 |
8,8 – 10,9 g | 1,45 |
10,96 g – 13,7 g | 1,56 |
> 13,7 g | 1,75 |
Runter mit der Kochsalz-Zufuhr!
Professor Jousilahti fasste die Ergebnisse mit dem Satz zusammen: „The heart does not like salt.“ Interessanterweise war die Kochsalz-bezogene Risikoerhöhung für eine Herzinsuffizienz unabhängig vom jeweiligen Blutdruck. Nun bedarf es weiterer Studien, die diesen beobachteten Zusammenhang weiter untersuchen und mögliche Details zur Identifizierung von Pathomechanismen und Risikogruppen beleuchten.
Schon jetzt liefern diese aktuellen Daten jedoch einen weiteren Grund dafür, dass die gesundheitspolitischen Anstrengungen zur primärpräventiven Reduktion der Kochsalz-Zufuhr deutlich verstärkt werden müssten. Aus großen epidemiologischen Untersuchungen ist bekannt, dass sowohl die kardiovaskuläre Sterblichkeit als auch die noch wichtigere Gesamtsterblichkeit bei einer Kochsalz-Zufuhr von ca. 5 Gramm pro Tag am niedrigsten ist. Eine Kochsalz-Zufuhr, die wesentlich darunter oder darüber liegt, führt gleichermaßen zu einem Anstieg der Sterblichkeit (Aldermann 2007, Stolarz-Skrzypek 2012, O’Donnell et al. 2011).
Fazit
Während die WHO eine maximale Kochsalz-Zufuhr von 5 Gramm pro Tag für Erwachsene empfiehlt und die Deutsche Hochdruckliga sich auf Obergrenze von 6 Gramm pro Tag festgelegt hat, beträgt der reale Kochsalzkonsum in Deutschland 8,4 Gramm (Frauen) bzw. sogar 10 Gramm (Männer). Es bleibt also auch hier viel zu tun.
Sie haben Fragen zu diesem Thema?
You must be logged in to post a comment.